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Adventskalender: Sei dir gut! Mit Freude und innerer Balance durch den Advent

Pia Hübinger

Praxis für kontemplative Psychologie

Köln - Bonn - Siegburg

Warum du nie richtig abschalten kannst – und was dein Nervensystem damit zu tun hat

Das Bild zeigt einen Teil eines Bildschirmmenüs mit den Wörtern "Switch", "Restart" und "Turn off". Der Cursor zeigt auf "Turn off". Auf dem Bild steht der Titel des Artikels "Warum du nicht abschalten kannst".

Viele Menschen haben das Gefühl, am Ende eines langen Tages endlich auf dem Sofa zu sitzen – erschöpft, aber nicht abschalten können. Statt echter Erholung bleibt eine unterschwellige Unruhe. Der Kopf kreist weiter, der Körper fühlt sich angespannt an. Es ist, als würde der Stress des Tages nicht wirklich aus dem System weichen, sondern irgendwo im Hintergrund weiterschwingen.

Du hast den Laptop zugeklappt, die To-Do-Liste für heute abgehakt – und doch bleibt eine innere Anspannung bestehen. Vielleicht greifst du zum Handy, scrollst durch Social Media oder startest eine Serie, in der Hoffnung, endlich herunterzukommen. Doch selbst dann fühlt sich dein Körper nicht wirklich ruhig an. Du machst Pause, aber dein Nervensystem tut es nicht.

Warum fällt es uns oft so schwer, nach einem langen Tag wirklich herunterzufahren? Warum fühlen wir uns müde, aber angespannt und können einfach nicht abschalten?

Die Antwort liegt tief in unserem Nervensystem. Entspannung ist kein bloßes „Nichts-Tun“ – sie ist ein biologischer Zustand. Und wenn dein Körper nicht spürt, dass er sicher ist, wird er nicht loslassen. Genau hier liegt das Problem: Wir versuchen, uns zu entspannen, ohne unserem Nervensystem die richtigen Signale zu geben.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Warum dein Nervensystem entscheidet, ob du wirklich abschalten kannst.
  • Wieso Netflix, Social Media und Co. oft das Gegenteil von echter Erholung sind.
  • Welche 5 Methoden wirklich dabei helfen, dein Nervensystem zu beruhigen – und warum sie so effektiv sind.

Echte Entspannung ist kein Zufall – sie ist ein Zustand, den dein Nervensystem lernen kann. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deine Erholungszeiten so gestalten kannst, dass sie dich wirklich nähren.

Das Problem: Warum viele Menschen in einem Dauerstress-Modus feststecken und nicht abschalten können

Kennst du das Gefühl, nach einem langen Tag endlich „nichts mehr tun“ zu müssen – und trotzdem nicht wirklich zur Ruhe zu kommen? Du sitzt auf dem Sofa, dein Körper fühlt sich schwer an, du greifst automatisch zum Handy oder startest eine Serie. Und trotzdem: Irgendetwas in dir bleibt angespannt. Am nächsten Morgen fühlst du dich nicht wirklich erholt, sondern immer noch erschöpft.

Das liegt nicht daran, dass du nicht genug ausruhst – sondern daran, dass dein Nervensystem nicht weiß, wie es loslassen soll.

Viele Menschen denken, dass der natürliche Rhythmus nach einem stressigen Tag so aussieht:

Hochfahren → Arbeiten → Feierabend → Entspannen.

Doch so funktioniert unser Nervensystem nicht.

Warum dein Nervensystem zwischen Stress und Erstarrung gefangen bleibt

Unser Körper hat nicht nur zwei Zustände – „angespannt“ oder „entspannt“. Laut der Polyvagaltheorie gibt es drei zentrale Zustände:

1️⃣ Ventral-vagale Sicherheit → Du fühlst dich ruhig, verbunden, konzentriert und ausgeglichen.
2️⃣ Sympathische Aktivierung (Kampf- oder Fluchtmodus) → Dein Körper ist in Alarmbereitschaft, bereit zu handeln.
3️⃣ Dorsale Erstarrung (Shutdown-Modus) → Dein Körper zieht sich zurück, du fühlst dich antriebslos, ausgebrannt, emotional taub.

Der ideale Verlauf eines Tages wäre:

Aktivierung (Arbeit, Herausforderungen) → Sicherheit (bewusste Entspannung, soziale Verbundenheit, Bewegung) → Schlaf & Regeneration.

Doch in der Realität fehlt bei vielen Menschen dieser Übergang. Tagsüber sind sie permanent im sympathischen Stressmodus – Multitasking, To-Do-Listen, Erreichbarkeit, Druck. Am Abend gelingt es ihnen aber nicht, in einen echten Entspannungsmodus zu kommen – stattdessen schaltet das Nervensystem in eine Art funktionale Erstarrung.

Das bedeutet: Der Körper fühlt sich erschöpft, aber das Nervensystem ist nicht wirklich entspannt.

Warum wir uns abends „runterfahren“ – aber nicht wirklich abschalten können

Statt in echte Regeneration zu wechseln, pendeln viele Menschen zwischen sympathischer Aktivierung und dorsalem Vagusmodus:

  • Sympathischer Stressmodus: Noch schnell E-Mails checken, sich über Nachrichten aufregen, Social Media konsumieren, von der Serie mitgerissen werden. Das Nervensystem bleibt in unterschwelliger Alarmbereitschaft.
  • Dorsale Erstarrung: Zu müde für Aktivität, zu erschöpft für soziale Interaktion, sich irgendwie leer fühlen. Das Nervensystem zieht sich zurück, aber echte Erholung bleibt aus.

Das ist der Grund, warum viele Menschen sich abends betäuben, anstatt wirklich zu regenerieren. Sie fühlen sich vielleicht „ruhig“, aber in Wahrheit ist es eher eine Art emotionaler Shutdown, keine aktive Erholung.

Wie erkennst du, dass dein Nervensystem in dieser Schleife steckt?

  • Du fühlst dich nach Feierabend müde, aber unruhig.
  • Du suchst nach Ablenkung, weil du dich „leer“ fühlst.
  • Du hast Probleme mit erholsamem Schlaf.
  • Du kannst dich schwer motivieren, echte Pausen bewusst zu genießen.

Warum wir unser Nervensystem aktiv aus dem Stressmodus holen müssen

Entspannung ist kein passiver Zustand – sie ist ein physiologischer Prozess. Dein Körper muss lernen, sich nach Anspannung gezielt in Sicherheit zu bringen.

Früher geschah das automatisch: Wir bewegten uns nach einem stressigen Tag, trafen uns mit anderen, lachten, erzählten Geschichten. Unser Nervensystem bekam klare Signale, dass die Gefahr vorbei war.

Heute fehlt uns oft genau das. Wir hören nicht auf unser Nervensystem – wir überladen es beständig weiter.

Doch das bedeutet auch: Wir können aktiv darauf Einfluss nehmen. Der Schlüssel ist, dem Körper echte Sicherheit zu geben – nicht nur Ablenkung.

Im nächsten Kapitel schauen wir uns an, wie unser moderner Lebensstil unser Nervensystem dauerhaft stresst – und warum viele Menschen verlernt haben, sich wirklich zu entspannen.

Warum unser moderner Lebensstil dazu führt, dass wir nicht abschalten können

Wir leben in einer Welt, die unser Nervensystem permanent auf Hochtouren laufen lässt. Ständige Erreichbarkeit, unendliche Informationsfluten, Multitasking – all das hält unser System in einem Zustand latenter Anspannung. Doch wenn es dann endlich Zeit für Erholung ist, fällt es vielen Menschen schwer, wirklich abschalten.

Warum? Weil unser moderner Lebensstil unser Nervensystem so konditioniert hat, dass es kaum noch in einen echten Entspannungsmodus findet.

Warum Entspannung heute schwieriger ist als je zuvor

Früher bedeutete „Feierabend“, dass der Arbeitstag wirklich vorbei war. Heute verschwimmen die Grenzen zwischen Anspannung und Erholung immer mehr. E-Mails werden abends noch schnell beantwortet, WhatsApp-Nachrichten von der Chefin odereinem Kunden landen nach 21 Uhr auf dem Handy, Social Media sorgt für einen konstanten Strom an Informationen und Reizen. Unser Nervensystem bekommt selten das klare Signal: Jetzt darfst du loslassen.

Das Problem: Viele Menschen haben verlernt, was echte Entspannung überhaupt ist. Stattdessen greifen wir auf Strategien zurück, die sich zwar kurzfristig nach Erholung anfühlen, unser Nervensystem aber weiterhin aktiv halten.

Die drei Hauptprobleme moderner Entspannung

1️⃣ Passive Berieselung ersetzt echte Erholung
Nach einem stressigen Tag greifen viele Menschen automatisch zum Handy, zum Tablet oder zur Fernbedienung. Netflix, TikTok, Instagram oder YouTube – es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich abzulenken. Und das fühlt sich auch erst mal gut an, weil es unser überreiztes System kurzfristig betäubt. Doch das Problem ist: Wir lassen uns berieseln, aber wir entspannen uns nicht wirklich.

Warum? Weil der Körper trotzdem in einem reaktiven Modus bleibt. Serien erzeugen Spannung, Social Media löst Emotionen aus, Nachrichten triggern Stress. Statt herunterzufahren, wird unser Nervensystem weiterhin mit Reizen geflutet.

2️⃣ Hohe kognitive Belastung statt echter Ruhe
Viele Erholungsstrategien, die wir heute nutzen, sind alles andere als entspannend. Selbst in unserer Freizeit konsumieren wir riesige Mengen an Informationen: Wir lesen Artikel, hören Podcasts, scrollen durch Feeds, treffen unzählige kleine Entscheidungen – unser Gehirn bleibt im Arbeitsmodus.

Echte Entspannung bedeutet jedoch, dass unser Geist nicht mehr ständig reagieren muss. Doch genau das passiert selten. Stattdessen bleiben wir in einem Zustand unterschwelliger kognitiver Aktivierung – unser Nervensystem ist also nie wirklich „offline“.

3️⃣ Fehlende körperliche Regulation
Unser Nervensystem reguliert sich nicht durch Denken, sondern durch körperliche Signale. Bewegung, Atmung, Berührung – all das sind zentrale Faktoren, die uns helfen, in den sicheren Entspannungsmodus zu wechseln. Doch genau das fehlt heute oft.

Während unsere Vorfahren nach einem stressigen Tag vielleicht einen langen Heimweg zu Fuß zurücklegten oder sich in einer Gemeinschaft entspannten, sieht unser moderner Feierabend oft so aus: Sitzen, Scrollen, Liegen. Unser Körper bekommt kaum die Gelegenheit, gespeicherte Anspannung aktiv abzubauen.

Warum ein Bildschirm kein Ersatz für echte Nervensystemregulation ist

Viele Menschen denken, dass sie „nichts tun“, wenn sie Netflix schauen oder durch Social Media scrollen. Doch tatsächlich ist ihr Nervensystem dabei keineswegs in einem tiefen Regenerationszustand. Es bleibt auf einer mittleren Aktivierung – nicht mehr im akuten Stress, aber auch nicht wirklich in Ruhe.

Das bedeutet:

  • Dein Körper verarbeitet den Tag nicht richtig.
  • Dein Nervensystem bleibt unterschwellig aktiv.
  • Du fühlst dich nicht erfrischt, sondern nur „neben der Spur“.

Die Folge? Viele Menschen wachen morgens auf und fühlen sich, als hätten sie kaum geschlafen – einfach, weil ihr Nervensystem nie in eine echte Entspannungsphase gekommen ist.

Doch genau das können wir ändern. Der Schlüssel liegt darin, zu verstehen, wie unser Nervensystem in den echten Erholungsmodus wechselt.

Wie echte Erholung funktioniert – und warum Sicherheit der Schlüssel ist

Viele Menschen erleben ihre Erholungszeit nicht als wirkliche Erholung. Sie lassen sich nach einem langen Tag auf das Sofa sinken, der Körper fühlt sich erschöpft, doch anstatt einer tiefen Ruhe stellt sich eine merkwürdige Rastlosigkeit ein. Sie greifen zum Handy, schalten eine Serie ein oder checken noch schnell Nachrichten – nicht unbedingt, weil sie Lust darauf haben, sondern weil ihnen das Gefühl echter Entspannung fremd geworden ist.

Doch Entspannung ist kein bloßes „Nichtstun“ – sie ist ein physiologischer Zustand.

Und genau da liegt das Problem: Viele Menschen haben die Vorstellung, dass Entspannung einfach automatisch eintritt, wenn sie sich ausruhen. Doch unser Nervensystem funktioniert nicht so. Wenn dein Körper nicht das Gefühl hat, dass er sicher ist, wird er sich nicht entspannen.

Warum dein Nervensystem dich nicht abschalten lässt

Das autonome Nervensystem hat eine einzige Hauptaufgabe: Es schützt dich. Es scannt permanent deine Umgebung und bewertet, ob du in Sicherheit bist oder nicht. Das geschieht meist unbewusst, beeinflusst aber direkt, wie du dich fühlst.

Wenn dein System Bedrohung wahrnimmt – sei es durch Stress, Unsicherheit oder emotionale Belastung – bleibt es aktiviert. Und genau das ist der Grund, warum so viele Menschen selbst dann nicht loslassen können, wenn sie es eigentlich wollen.

  • Vielleicht sitzt du auf dem Sofa, doch dein Körper hält unterschwellig Anspannung in den Muskeln fest.
  • Vielleicht spürst du eine innere Unruhe, die dich dazu bringt, dich abzulenken, statt wirklich abzuschalten.
  • Vielleicht fühlst du dich „schwer“, aber nicht erfrischt – als wäre dein Körper müde, aber dein Nervensystem noch auf Stand-by.

Viele der Dinge, die wir heute als „Entspannung“ nutzen – Netflix, Social Media, endloses Scrollen – geben unserem Nervensystem keine echten Sicherheitssignale. Stattdessen bleibt es weiterhin aktiviert.

Wie fühlt sich echte Entspannung an?

Wenn dein Nervensystem aus dem Stressmodus in den Entspannungsmodus wechselt, kannst du es spüren. Dein Atem wird tiefer. Deine Muskeln lassen los, ohne dass du es bewusst herbeiführen musst. Deine Gedanken verlangsamen sich, dein Blick wird weiter. Vielleicht musst du gähnen oder ein tiefer Seufzer entweicht dir. Es ist, als ob dein ganzer Körper ein kollektives „Ahhh“ ausstößt.

Doch dieser Zustand entsteht nicht zufällig. Dein Nervensystem braucht klare Signale, dass es loslassen darf – und genau das fehlt oft im modernen Alltag.

Warum Sicherheit die Grundlage für Regeneration ist

Bevor sich dein Nervensystem entspannt, muss es registrieren: Hier gibt es nichts mehr zu tun. Ich bin sicher. Das ist der Grund, warum viele klassische Entspannungstechniken (zunächst) nicht funktionieren. Einfach nur hinsetzen und „ruhig sein“ funktioniert nicht, wenn dein Körper noch im Schutzmodus ist.

Stattdessen braucht dein Nervensystem gezielte Signale, die ihm sagen: Alles ist gut.

Wie genau du deinem Nervensystem diese Sicherheit vermitteln kannst, schauen wir uns im nächsten Kapitel an. Dort erfährst du fünf wirksame Methoden, mit denen du echte Entspannung erreichst – nicht durch Ablenkung, sondern durch bewusste, körperliche Regulation.

Fünf Wege, um dein Nervensystem zu beruhigen, wenn du nicht abschalten kannst

Echte Entspannung setzt voraus, dass dein Nervensystem die innere Erlaubnis bekommt, sich sicher zu fühlen. Doch wie genau erreichst du diesen Zustand? Welche Methoden helfen wirklich, dein Nervensystem aus der unterschwelligen Alarmbereitschaft in eine tiefe, regenerative Ruhe zu bringen?

Hier sind fünf Ansätze, die nicht nur auf kognitiver Ebene wirken, sondern direkt auf die biologischen Mechanismen einwirken, die dein Nervensystem regulieren.

Körperliche Signale der Sicherheit setzen

Dein Nervensystem reagiert nicht auf rationale Gedanken, sondern auf körperliche Erfahrungen. Wenn dein Körper Signale von Sicherheit bekommt, kann dein System sich entspannen.

Wie du das nutzen kannst:

  • Bewusstes Erspüren von Halt und Schwere: Lehne dich gegen eine Wand, spüre den festen Boden unter dir oder lege eine schwere Decke als sanften Druck auf deinen Oberkörper.
  • Sanfte Berührung oder Eigenberührung: Eine Hand auf die Brust oder den Bauch legen, sich sanft selbst umarmen oder die Arme reiben kann helfen, dein Nervensystem zu beruhigen.
  • Wärme nutzen: Eine Wärmflasche, eine heiße Dusche oder eine warme Tasse in den Händen kann deinem Körper signalisieren: Alles ist in Ordnung.

Warum das wirkt:
Diese Methoden wirken über tiefe Sinneswahrnehmung – sie helfen, das Nervensystem aus dem Alarmmodus herauszuführen und körperlich im Hier und Jetzt anzukommen.

Rhythmische Bewegung für natürliche Regulation nutzen

Echte Entspannung entsteht oft durch Bewegung – aber nicht durch intensive Anstrengung, sondern durch sanfte, rhythmische Impulse, die dein Nervensystem als beruhigend wahrnimmt.

Was du ausprobieren kannst:

  • Schaukeln oder sanftes Wiegen: Das kann auf einem Schaukelstuhl, in einer Hängematte oder einfach durch leichtes Hin- und Herwippen geschehen.
  • Langsames Gehen oder sanftes Schütteln der Gliedmaßen: Ein ruhiger Spaziergang, leichtes Schwingen oder sanftes Klopfen auf den Körper kann helfen, gespeicherte Spannung abzubauen.
  • Freies, fließendes Tanzen ohne feste Struktur: Lass deinen Körper sich intuitiv bewegen, ohne dabei über eine feste Choreografie nachzudenken.

Warum das wirkt:
Rhythmische Bewegung gibt deinem Körper das Signal, dass die Gefahr vorbei ist. Babys und Kleinkinder beruhigen sich nicht durch Worte, sondern durch rhythmische Bewegungen – und unser Nervensystem funktioniert als Erwachsene nicht anders.

Das Bld zeigt zwei Beine, die durch goldgelbes Herbstlaub spazieren. Die Person trägt hellbraune Ankleboots und eine enge Hose, mehr ist von ihr nicht zu sehen.
Ein Spaziergang hilft, wenn du nicht abschalten kannst

Atemtechniken gezielt einsetzen

Atmung ist der direkteste Weg, um das autonome Nervensystem zu beeinflussen. Viele Menschen atmen jedoch unbewusst flach und schnell, was den Körper in unterschwelliger Alarmbereitschaft hält.

Welche Atemtechniken helfen?

  • Verlängerte Ausatmung (4-6-Atmung): Atme 4 Sekunden ein, atme 6 Sekunden aus. Die längere Ausatmung aktiviert den beruhigenden Teil des Nervensystems.
  • Summendes Atmen: Beim Ausatmen summen oder brummen – das erzeugt eine Vibration, die den Vagusnerv stimuliert.
  • Box-Breathing: 4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden halten, 4 Sekunden ausatmen, 4 Sekunden halten – das bringt den Körper in einen ausgeglichenen Zustand.

Warum das wirkt:
Der Atem kommuniziert direkt mit dem Nervensystem. Tiefe, langsame Atmung kann den Körper in kürzester Zeit aus einer latenten Stressreaktion herausholen.

Soziale Co-Regulation: Entspannung durch Verbindung

Unser Nervensystem reguliert sich über andere Nervensysteme mit. Wir sind nicht dafür gemacht, allein für unsere innere Sicherheit zu sorgen – echte Entspannung entsteht oft in Verbindung mit anderen.

Was du konkret tun kannst:

  • Mit einer ruhigen, vertrauten Person sprechen, ohne Ablenkung.
  • Eine Umarmung oder sanfte Berührung zulassen.
  • Einen Podcast mit einer beruhigenden Stimme hören – selbst das kann das Nervensystem regulieren.

Warum das wirkt:
Das Nervensystem sucht unbewusst nach Signalen, die Sicherheit vermitteln. Eine ruhige Stimme, ein vertrauter Blick oder eine Umarmung geben deinem System das Gefühl: Ich bin nicht allein, ich bin sicher.

Klang, Töne und Vibrationen gezielt nutzen

Unser Gehör ist eng mit dem Vagusnerv verbunden. Bestimmte Klänge, Frequenzen und Schwingungen können daher direkt auf das Nervensystem wirken und es in den Entspannungsmodus bringen.

Was du ausprobieren kannst:

  • Summen oder Brummen: Die eigene Stimme als Klanginstrument nutzen – das wirkt auf tiefer, biologischer Ebene beruhigend.
  • Naturgeräusche hören: Das Rauschen von Blättern, Meereswellen oder sanfter Regen – diese Klänge beruhigen das Nervensystem.
  • Langsame, tiefe Musik ohne schnelle Rhythmuswechsel hören: Besonders Frequenzen um 432 Hz oder 528 Hz haben eine nachgewiesene beruhigende Wirkung.

Warum das wirkt:
Unser Nervensystem reagiert direkt auf akustische Signale. Bestimmte Klänge stimulieren den Vagusnerv und versetzen den Körper in eine tiefere Entspannung.

In diesem Artikel habe ich meine liebsten Entspannungsmethoden zusammengestellt.

Fazit: Warum es Zeit, Tiefe und manchmal Unterstützung braucht, um abschalten zu können

Entspannung ist nicht nur eine Pause zwischen zwei Belastungen. Sie ist nicht einfach ein Moment der Ruhe, sondern ein Zustand, in dem dein Körper tief in sich hineinspürt und wirklich loslassen kann. Ein Zustand, in dem sich dein Atem verlangsamt, deine Muskeln weich werden und dein Geist zur Ruhe kommt – nicht, weil du dich dazu zwingst, sondern weil dein Nervensystem spürt: Ich bin sicher.

Doch genau hier liegt die größte Herausforderung: Sicherheit ist kein schneller Life-Hack. Sie lässt sich nicht mit einer Atemtechnik oder einer kurzen Meditation „machen“. Sie ist nicht etwas, das du einfach tun kannst – sondern etwas, das in dir entsteht. Und wenn dein Nervensystem nicht gelernt hat, sich sicher zu fühlen, dann kann sich selbst in den ruhigsten Momenten eine subtile Unruhe breitmachen.

Für viele Menschen ist genau das der Grund, warum klassische Entspannungstechniken nicht funktionieren. Sie versuchen, sich bewusst zu beruhigen, doch ihr Körper bleibt auf einer tieferen Ebene angespannt. Ihr Kopf weiß, dass keine Gefahr besteht – aber ihr Nervensystem glaubt es nicht.

Besonders Menschen mit Entwicklungstrauma kennen dieses Gefühl gut. Wenn dein Nervensystem in jungen Jahren gelernt hat, dass die Welt nicht zuverlässig sicher ist, dann ist Entspannung kein natürlicher Zustand. Dann kann sich selbst ein ruhiger Moment unsicher anfühlen. Dann kann „Nichts tun“ bedrohlich wirken, weil dein System darauf konditioniert ist, immer in Alarmbereitschaft zu bleiben.

Und genau deshalb ist es so wichtig, geduldig mit sich zu sein. Manche Menschen können ihr Nervensystem alleine regulieren – mit Bewegung, mit Berührung, mit Atmung. Andere brauchen dabei Unterstützung. Ein anderes, ein reguliertes Nervensystem, das mit ihnen in Resonanz geht. Eine sichere Beziehung, in der das System lernt: Ich muss nicht immer alleine stark sein. Ich darf gehalten werden.

Sicherheit ist nichts, was wir einfach „wissen“. Sie ist etwas, das wir erfahren müssen – immer wieder. In kleinen Momenten der Selbstregulation. In Begegnungen mit anderen, die unser Nervensystem mit ihrem eigenen beruhigen. Also in Erfahrungen, die nach und nach in unserem Körper eine neue Geschichte schreiben: Es ist okay, loszulassen. Ich bin sicher.

Und genau das ist die wichtigste Frage, die du dir stellen kannst:

Wie fühlt sich Sicherheit für mich an?
Wann spüre ich sie wirklich – und wann bin ich nur abgelenkt?
Welche Momente in meinem Leben haben mir das tiefe Gefühl gegeben, gehalten zu sein?
Und was könnte mir helfen, mein Nervensystem noch mehr in diesen Zustand zu bringen?

Ich bin gespannt: Was hilft dir, dich wirklich sicher zu fühlen und abschalten zu können? Was bringt dich aus der Anspannung in die Ruhe? Teile deine Gedanken in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch mit dir!

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