Eine persönliche Reflexion
Wie können wir einen Unterschied machen in der Welt?
Die Inhalte dieses Blogartikels:
ToggleNeulich hatte ich ein tiefgehendes Gespräch mit einer Klientin, das mich nachdenklich stimmte. In einem Moment der Mutlosigkeit fragte sie sich (und mich): „Was habe ich eigentlich bewirkt in meinen 53 Lebensjahren? Ich habe das Gefühl, ich habe mein Leben gar nicht richtig genutzt.“ Diese Frau ist eine engagierte Lehrerin und liebevolle Mutter von zwei Teenagern, hat mehrere Hobbies und kümmert sich regelmäßig um ihre alleinstehende Nachbarin. Kurz: Sie ist erfolgreich und führt ein erfülltes Leben, könnte man meinen. Und dennoch fühlt sie sich unzulänglich und wird von der Frage nach ihrer ganz persönlichen Bestimmung im Leben umgetrieben.
Die Suche nach der einen, wahren Bestimmung
In einer Welt, in der wir mehr Möglichkeiten und Freiheiten haben als je zuvor, werden wir häufig mit der Vorstellung konfrontiert, dass wir alles sein und alles erreichen können, wenn wir es nur wirklich wollen. Doch was geschieht, wenn wir gar nicht wissen, wer oder was wir sein wollen. Und weiter: Gibt es überhaupt die eine, wahre, universelle Bestimmung, die das Universum, die Götter oder wer auch immer nur für mich vorgesehen hat?
Die Frage nach unserer Bestimmung ist eine, die fast jeden Menschen irgendwann in seinem Leben beschäftigt. Oft sogar mehrmals. Für mich ist die Bestimmung keine starre Vorgabe, die irgendeine höhere Macht nur für mich festgelegt hat. Vielmehr sehe ich sie als eine bewusste Entscheidung, die wir jederzeit treffen und auch immer wieder neu wählen können.
Jeder von uns hat seine eigenen einzigartigen Talente, Interessen und Lebenserfahrungen. Die Frage nach der Bestimmung erfordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit uns selbst, mit unseren Werten und dem, was uns wirklich erfüllt. Indem wir uns unserer Werte bewusst werden, unseren Leidenschaften folgen und uns mit unserer inneren Weisheit verbinden, können wir unsere Bestimmung finden und ein erfülltes Leben führen. Losgelöst von den Erwartungen, die wir selbst, aber auch andere an uns stellen.
Das Leben – mein Leben – ist endlich
Im vergangenen halben Jahr hat auch mich persönlich die Frage nach meiner Bestimmung stark eingenommen. In meinem näheren Umfeld sind drei Menschen plötzlich verstorben. Alle drei noch jung, um die 50. Alle drei hinterlassen nicht nur ihre Frauen, sondern auch ihre minderjährigen Töchter und Söhne. Kinder, die ihre Väter noch so sehr gebraucht hätten und mit denen sie noch so viel erleben wollten.
Es sind häufig Erfahrungen wie diese, die uns auf uns selbst zurückwerfen und uns mit der Frage konfrontieren, wie wir unser Leben im Hier und Jetzt – und nicht in einer fernen Zukunft – aktiv gestalten wollen. Welchen Unterschied will ich machen in dieser Welt? Was will ich der Welt hinterlassen?
Meine Klientin hat in unseren Gesprächen ihre Leuchttürme herausgefunden, an denen sie sich in den Turbulenzen und Stürmen ihres Alltags orientieren will. Ich will diese Gespräche zum Anlass nehmen, hier meine wichtigsten Werte teilen. Werte, die mir sowohl in meinem privaten als auch in meinem beruflichen Alltag ein Leitstern für mein tägliches Leben und Wirken sind: Freundlichkeit, Mitgefühl, Verbindlichkeit und unerschütterliche Zuversicht.
Das unsichtbare Band der Menschlichkeit: Wie Freundlichkeit Herzen öffnet
Die Macht der Freundlichkeit ist für mich eine wahrhaft transformative Kraft im Leben. Wenn wir uns dazu entschließen, freundlich zu sein, öffnen wir Türen zu einer tieferen Verbindung mit anderen Menschen. Ein einfacher Akt der Freundlichkeit kann das Potenzial haben, das Leben eines anderen Menschen positiv zu beeinflussen. Wenn ich jemandem ein aufrichtiges Lächeln schenke, einer Freundin mit voller Aufmerksamkeit zuhöre oder einem Fremden eine helfende Hand reiche, spüre ich, wie sich meine eigene Stimmung erhellt und mein Herz sich mit Freude erfüllt.
Freundlichkeit ist eine universelle Sprache, die Barrieren überwindet und Herzen berührt. Sie erinnert uns daran, dass wir alle miteinander in dem Wunsch glücklich zu sein verbunden sind und dass unsere Handlungen einen großen Einfluss haben können, auch wenn sie vermeintlich klein und unscheinbar sind. Die Macht der Freundlichkeit liegt darin, dass sie die Fähigkeit hat, die Welt um uns herum zu verändern, indem sie Mitgefühl, Großzügigkeit und gegenseitigen Respekt in uns wach ruft.
Wenn wir bewusst freundlich sind, schaffen wir eine positive Energie, die sich wie ein leuchtendes Licht verbreitet und andere inspiriert, dasselbe zu tun. Jeder Akt der Freundlichkeit, sei er groß oder klein, hat das Potenzial, eine Kettenreaktion des Guten auszulösen, die weit über unsere eigenen Handlungen hinausreicht. Deshalb glaube ich fest daran, dass die Macht der Freundlichkeit die Welt verändern kann. Schritt für Schritt. Eine freundliche Tat nach der anderen.
Mitgefühl: Die Brücke zu tiefem Verständnis und echter Verbundenheit
Mitgefühl entsteht, wenn liebevolle Freundlichkeit auf Leid und Schmerz trifft. Es ist die kostbare Fähigkeit, die Schmerzen und Freuden anderer Menschen zu erkennen und zu teilen. Wenn ich Mitgefühl zulasse, lasse ich die Barrieren meines Egos fallen und öffne mein Herz für die konkrete Erfahrung meines Gegenübers.
Es ist eine bewusste Entscheidung, die uns erlaubt, jenseits von Unterschieden und Urteilen auf einer tiefen menschlichen Ebene zu kommunizieren, verbunden mit dem Wunsch, das Leid des Anderen zu lindern. Darüber hinaus ist es ein Akt der Großzügigkeit und Güte, der die Trennung zwischen „mir“ und „dir“ auflöst und uns daran erinnert, dass wir gemeinsam auf dieser Reise des Lebens sind.
Mitgefühl eröffnet den Raum für Heilung, Versöhnung und tiefere Verbundenheit, sowohl mit anderen als auch mit mir selbst. Es ist eine wertvolle Qualität, die tiefes Verstehen fördert und uns dazu ermutigt, liebevoll und unerschrocken auf uns selbst und andere zuzugehen. So wird Mitgefühl zur Essenz der menschlichen Verbindung. Gleichzeitig eröffnet es einen Weg zu einem zufriedenen und erfüllten Leben, indem es das Leben mit all seinen Facetten, mit allen Höhen und mit allen Tiefen radikal akzeptiert.
Verbindlichkeit: Das Fundament für vertrauensvolle Beziehungen
In einer Welt, in der Veränderungen und Unsicherheiten allgegenwärtig sind, ist Verbindlichkeit ein nicht zu unterschätzendes wertvolles Gut. Sie bildet das Fundament für stabile Bindungen, in denen sich echte Nähe, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung entfalten können.
Aus der Bindungsforschung wissen wir, dass Kinder, die ihre Bezugspersonen als emotional nicht verlässlich erleben, unsichere oder ambivalente Bindungsmuster entwickeln. Diese Muster, die mit schmerzhaften Erfahrungen des Verlassenseins verbunden sind, übertragen sie auf alle zukünftigen Beziehungen. Viele von uns kennen den tiefsitzenden Schmerz, der mit dem Gefühl des Sich-nicht-verlassen-Könnens einhergeht.
Wenn wir zu unseren Zusagen stehen und unsere Versprechen einhalten, senden wir die klare Botschaft aus: „Du kannst auf mich zählen.“ Dadurch zeigen wir unseren Mitmenschen, dass sie uns wichtig sind und dass wir ihre Bedürfnisse wahr- und ernst nehmen.
Verbindlichkeit ist somit ein Ausdruck von Wertschätzung. Auf diese Weise signalisieren wir dem Anderen, dass wir seine Zeit, seine Gefühle und seine Anliegen respektieren. In solchen Beziehungen können wir uns sicher fühlen, unsere Gedanken und Gefühle frei auszudrücken, ohne Angst vor Ablehnung oder Verrat. Verbindlichkeit ist daher unerlässlich, um tiefe, vertrauensvolle und langfristige Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
Unerschütterliche Zuversicht: Die Kraft, dem Leben mit Vertrauen zu begegnen
Die Welt wird von Krisen erschüttert. Auf die Corona-Pandemie folgte der Krieg in der Ukraine. Die Klimakrise spitzt sich weiterhin zu mit katastrophalen Folgen wie zum Beispiel die Dürre- und Hungerkrise in Somalia. Und auch persönlich konfrontiert uns das Leben manchmal mit unzähligen Herausforderungen und unüberwindbar erscheinenden Schwierigkeiten.
In solchen Zeiten fällt es uns schwer, den Mut nicht zu verlieren und unseren Weg mit Zuversicht und Entschlossenheit weiterzugehen. Was uns helfen kann, ist die Kultivierung von unerschütterlicher Zuversicht. Eine solche Zuversicht hat nicht zu tun hat mit unrealistischem Optimismus à la „Alles wird gut“- oder „Kopf hoch“-Floskeln oder der rosaroten Brille, die die Schwierigkeiten des Lebens negiert.
Unerschütterliche Zuversicht beruht auf der Erkenntnis, dass wir die Fähigkeit haben, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Sie ermutigt uns, entschlossen auf unsere Erfahrungen zu zu gehen und darauf zu vertrauen, dass Leben Veränderung bedeutet. Egal, wie schlimm sich eine Situation anfühlt, wenn wir mittendrin stecken: Sie wird sich verändern – wenn wir es zulassen. Wir können uns das so vorstellen, wie den weiten, offenen, hellen Himmelsraum. Er erstreckt sich auch dann über uns , wenn wir ihn angesichts dichter, dunkler und tief hängender Regenwolken nicht sehen können.
Mit dieser inneren Gewissheit können wir uns den Stolpersteinen des Lebens stellen, aus ihnen lernen und wachsen, in dem Wissen, dass wir in uns selbst eine Quelle der Stärke haben.
Es gibt jedoch Momente, in denen es uns schwerfällt, selbst zuversichtlich zu sein. In solchen Augenblicken benötigen wir die Unterstützung und Zuversicht anderer Menschen, die an uns glauben. Sie können uns durch ihre eigene unerschütterliche Zuversicht ins Leben an unsere eigene innere Stärken und Ressourcen erinnern. Selbst dann, wenn wir vorübergehend den Glauben an uns selbst verloren haben, um uns wieder aufzurichten. Und umgekehrt kann auch jede(r) von uns einem Anderen solch ein Mensch sein, wenn wir diese Qualität in uns entwickeln.
Einen Unterschied machen: Wie meine Werte mein Wirken formen
Bestimmung ist ein großes Wort. Ein Wort, das in meinem Empfinden nach großartigen Werken verlangt. Das Erreichen des Weltfriedens. Die Rettung des Planeten. Ein Wort, das nicht nur die Klientin aus meinem obigen Beispiel eingeschüchtert hat.
Besser gefällt mir daher die Frage, was ich in der Welt bewirken möchte. Wie helfen mir meine Werte herauszufinden, welchen Unterschied ich in der Welt machen möchte?
Mein Herz schlägt dafür, Menschen in ihren individuellen Entwicklungs- und Heilungsprozessen zu unterstützen und zu begleiten. Dabei ist es mir ein Anliegen, dass Menschen aus der Begegnung mit mir ein wenig zuversichtlicher, ein wenig furchtloser, ein wenig fröhlicher, ein wenig beglückter, ein wenig vertrauensvoller hinausgehen.
Ich möchte Räume schaffen, in denen Menschen sich ermutigt fühlen, sich zu zeigen. Mit ihren Geschichten, ihren Nöten und ihren Träumen. Räume, in denen Menschen aufatmen, durchatmen, auftanken, sich ent-wickeln und wachsen können. Räume, in denen Menschen sich gesehen, gehört und angenommen fühlen. Räume, in denen Menschen lernen dürfen, sich selbst anzunehmen und sich mit sich selbst sicherer zu fühlen. Damit sie mutig und unabhängiger von den Meinungen und Bewertungen anderer ihre eigenen Wege finden und gehen können.
Ich will mich von all ihren Anliegen berühren lassen, ihnen Rückenwind geben und Spuren in ihren Herzen hinterlassen.
Schlussgedanken
Die Suche nach unserer Bestimmung ist eine individuelle Reise, die uns dazu auffordert, uns mit unseren Werten und unserem Herzen zu verbinden. Indem wir uns bewusst dafür entscheiden, welchen Unterschied wir in der Welt machen möchten, können wir unsere eigene Bestimmung finden und unser Leben mit Sinn erfüllen.
Welche Leuchttürme weisen dir den Weg? Was willst du bewirken in deinem Leben und vielleicht sogar darüber hinaus? Ich freue mich sehr, wenn du mir deine Gedanken zu diesen Fragen in den Kommentaren hinterlässt. Kommen wir ins Gespräch!
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