Der Valentinstag – ein Tag, umgeben von roten Rosen, herzförmigen Pralinen und Karten, die Liebesbotschaften tragen. Ein Tag, der in leuchtenden Farben die romantische Liebe feiert und Paare weltweit dazu anregt, ihre Zuneigung füreinander auf besondere Weise zum Ausdruck zu bringen.
Diese starke und einseitige Überbetonung der romantischen Liebe, die mit Glück und Erfüllung gleichgesetzt wird, kann Druck und unrealistische Erwartungen erzeugen. Sowohl für Singles als auch für Paare, wenngleich auch auf unterschiedliche Weise. Die kommerzielle Ausrichtung des Tages verstärkt diese Dynamik noch, indem sie suggeriert, Liebe müsse durch materielle Geschenke bewiesen und zelebriert werden.
So ist dieser Tag für viele Menschen ein schwieriger Tag. Für Menschen, die kürzlich einen geliebten Menschen verloren haben, sei es durch Tod oder durch Trennung. Oder für Menschen, die sich schon lange vergeblich nach einer erfüllenden Partnerschaft sehnen. Oder für Eltern, die im Alltag zwischen Beruf, Haushalt und Kindererziehung kaum Zeit für romantische Zweisamkeit finden. Die am Valentinstag allgegenwärtigen Bilder glücklicher Paare und die Inszenierungen perfekter Liebe können Gefühle der Unzulänglichkeit und des Ausgeschlossenseins hervorrufen. Es ist wichtig zu erkennen, dass solche Gefühle natürlich sind und dass man nicht allein mit ihnen ist.
Ich möchte daher diesen Tag heute zum Anlass nehmen, Sie einzuladen, weitere Ausdrucksformen und Haltungen der menschlichen Liebe in den Blick zu nehmen, zu würdigen und zu feiern. Freundschaft, familiäre Bindungen, Selbstliebe, die Zuneigung zu Haustieren und die Liebe zur Gemeinschaft – jede dieser Verbindungen ist wertvoll und bereichernd und verdient es, gefeiert zu werden. Nicht nur am Valentinstag, sondern jeden Tag.
Die Inhalte dieses Blogartikels:
ToggleMaitri – Ein Wegweiser zu tiefem Mitgefühl und liebevoller Güte
Aus der buddhistischen Tradition stammt der Begriff Maitri, der liebevolle Güte gegenüber sich selbst und anderen bedeutet. Maitri bietet einen heilsamen Gegenpol zu unserem häufig von Härte und (Selbst-)Kritik geprägten Umgang mit uns selbst und unseren Mitmenschen. Es ist eine Praxis, die uns lehrt, mit einem offenen Herzen durch das Leben zu gehen, Mitgefühl zu kultivieren und unsere innere Kritik durch Akzeptanz zu ersetzen.
Die Grundlagen von Maitri
Maitri beginnt mit der Erkenntnis, dass wahres Glück und Zufriedenheit nur aus unserem Inneren kommen können. Es ermutigt uns, eine Haltung der Nicht-Bewertung und des Mitgefühls zu entwickeln – zunächst uns selbst gegenüber und dann gegenüber anderen. Dieser zutiefst freundlichen Haltung liegt die Einsicht zugrunde, dass wir alle unvollkommen sind und Fehler machen. Nicht, weil wir dumm sind oder bösartig, sondern weil wir Menschen sind. In diesem Menschsein sind wir miteinander verbunden.
Selbstakzeptanz als ersten Schritt
Die Praxis der Maitri startet mit der Selbstakzeptanz. Und zwar nicht nur dann, wenn alles rund läuft und wir unsere eigenen Erwartungen an uns erfüllen. Sondern uns selbst auch und gerade in schwierigen Zeiten Freundlichkeit und Verständnis entgegenzubringen. Statt uns für Fehler oder Schwächen zu verurteilen, können wir lernen, uns mit Freundlichkeit und Geduld zu begegnen. Diese innere Haltung ermöglicht es uns, auch anderen gegenüber toleranter und mitfühlender zu sein.
Maitri im Alltag umsetzen
Maitri im täglichen Leben zu praktizieren, bedeutet, bewusst Momente der Freundlichkeit und Güte zu schaffen. Es kann etwas so einfaches sein wie ein freundliches Wort gegenüber einem Fremden, ein Lächeln oder die Entscheidung, nicht hart zu urteilen, weder über sich selbst noch über andere. Es geht darum, im Moment präsent zu sein und die verbindende Erfahrung im Menschsein zu erkennen.
Die Auswirkungen von Maitri
Die Auswirkungen der Praxis von Maitri sind tiefgreifend. Auf persönlicher Ebene führt sie zu größerem inneren Frieden, Selbstvertrauen und Lebensfreude. Im Umgang mit anderen fördert sie Verständnis, Toleranz und echte Nähe. In einer Zeit, die von Entfremdung und Isolation geprägt ist, bietet Maitri einen Weg zurück zur Verbundenheit und zum menschlichen Miteinander.
Ubuntu – Mehr als ein Wort. Eine Lebensphilosophie
In einer Welt, die immer stärker von Individualismus und Wettbewerb geprägt ist, bietet die afrikanische Philosophie des Ubuntu einen erfrischenden Gegenentwurf. Ubuntu, ein Begriff aus den Bantu-Sprachen des südlichen Afrikas, lässt sich nicht einfach wörtlich übersetzen, denn er umfasst eine tiefe menschliche Grundsatzhaltung: „Ich bin, weil wir sind.“ Diese einfache, aber kraftvolle Aussage bietet eine Perspektive auf das Leben, die in vielen westlichen Kulturen in Vergessenheit geraten ist.
Dem Wesen von Ubuntu liegt die Überzeugung zugrunde, dass niemand isoliert existiert. Jedes Individuum ist Teil eines größeren Ganzen, einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt und fördert. Es geht darum, Mitgefühl, Respekt und Menschlichkeit zu leben und zu teilen. Ubuntu lehrt uns, dass unser eigenes Wohlbefinden untrennbar mit dem Wohlbefinden unserer Mitmenschen verbunden ist.
Ubuntu in der Praxis
Die Prinzipien von Ubuntu finden sich in der Art und Weise, wie Gemeinschaften zusammenleben, arbeiten und miteinander umgehen. Es zeigt sich in der Großzügigkeit, der Gastfreundschaft und der tiefen Achtung vor jedem Menschen, unabhängig von seinem sozialen Status oder Hintergrund. In einer Ubuntu-Kultur wird niemand zurückgelassen oder ignoriert. Die Bedürfnisse der Gemeinschaft stehen oft über den individuellen Wünschen, ohne jedoch die Bedeutung des Einzelnen zu mindern.
Ubuntu und Führung
Ubuntu bietet auch einen Rahmen für Führung. Es fördert Führungskräfte, die dienend vorangehen und deren Macht aus ihrer Fähigkeit resultiert, für das Wohl der Gemeinschaft zu arbeiten, nicht aus dem Streben nach persönlichem Gewinn. Nelson Mandela und Desmond Tutu, beide Friedensnobelpreisträger, sind Beispiele für einen solchen Führungsstil, der auf Respekt, Verständnis und dem unermüdlichen Streben nach Gerechtigkeit für alle beruht.
Die globale Relevanz von Ubuntu
In unserer zunehmend globalisierten Welt bietet Ubuntu wertvolle Einsichten für das Zusammenleben auf unserem Planeten. Es erinnert uns daran, dass unsere Aktionen und unser Wohlergehen miteinander verflochten sind. Die Klimakrise, soziale Ungerechtigkeiten und wirtschaftliche Disparitäten können nur bewältigt werden, wenn wir anerkennen, dass wir alle Teil einer globalen Gemeinschaft sind. Ubuntu ruft uns dazu auf, über den Tellerrand hinaus zu schauen und zu erkennen, dass wahre Fortschritte nur im Miteinander erzielt werden können.
Philia – mehr als nur Freundschaft
Philia, ein Begriff, der aus dem Griechischen stammt, bezeichnet eine tiefe, affektive Verbindung zwischen Menschen, die nicht auf romantischer Anziehung basiert. Es ist die Liebe, die wir für unsere Freunde empfinden. Sie ist gekennzeichnet durch gegenseitigen Respekt, Verständnis und die aufrichtige Sorge um das Wohlergehen des anderen. Philia steht für die unerschütterliche Unterstützung und Loyalität, die Freunde auch in schwierigen Zeiten füreinander aufbringen.
Gerade am Valentinstag, der die romantische Liebe so idealisiert und stark betont, ist es besonders wertvoll, sich an die Bedeutung von Philia zu erinnern. Freundschaftliche Liebe bietet eine Grundlage für dauerhafte Beziehungen, die unser Leben bereichern und uns Halt geben. Sie erinnert uns daran, dass Liebe in vielen Formen existiert und dass jede dieser Formen gefeiert werden sollte.
Wie Philia unser Leben bereichert
Freundschaftliche Liebe trägt auf vielfältige Weise zu unserem Wohlbefinden bei. Sie schenkt uns Zugehörigkeit, mindert Gefühle der Einsamkeit und ermöglicht es uns, Freude und Leid zu teilen. Freunde fordern uns heraus, unterstützen unser Wachstum und helfen uns, die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. In der Praxis von Philia erkennen wir den Wert von Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit und lernen, Konflikte auf konstruktive Weise zu bewältigen, so dass alle am Konflikt Beteiligten sich weiterhin ebenbürtig begegnen können.
Der heutige Tag ist ein guter Anlass, die freundschaftliche Liebe in unserem Leben zu feiern und zu vertiefen. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihren Freundinnen und Freunden Ihre Wertschätzung auszudrücken, sei es durch eine liebevolle Nachricht, ein gemeinsames Erlebnis oder eine kleine Aufmerksamkeit. Erinnern Sie sich an gemeinsame Momente der Freude und nutzen Sie die Gelegenheit, neue Erinnerungen zu schaffen.
Agape – die selbstlose Liebe
Agape ist eine der tiefsten und reinsten Formen der Liebe. Sie meint die bedingungslose, uneigennützige Liebe, die für jeden zugänglich ist, unabhängig von der Beziehung, die zwischen den Personen besteht.
Agape basiert anders als Philia und Eros (die leidenschaftliche Liebe) nicht auf persönlicher Zuneigung, physischer Anziehung oder blutsverwandtschaftlichen Beziehungen. Sie ist die Liebe, die gibt, ohne etwas zurück zu erwarten, die dient, ohne eine Belohnung zu fordern. Diese Art der Liebe ist inklusiv, sie schließt jeden ein, von Familienmitgliedern über Freunde bis hin zu Fremden und sogar Feinden.
In der Betrachtung von Agape öffnet sich uns ein breiteres Verständnis von Liebe, das weit über romantische Beziehungen hinausgeht. Agape erinnert uns daran, dass Liebe eine universelle Kraft ist, die das Potenzial hat, die ganze Welt zu heilen und zu transformieren. In einer Zeit, in der Spaltung und Konflikt allzu häufig sind, bietet Agape den Ausblick auf einen Weg zur Einheit und zum Frieden durch die Kraft der bedingungslosen Liebe.
Die Praxis der Agape in unserem Alltag
Agape in den Alltag zu integrieren, bedeutet, bewusst Akte der Güte und des Mitgefühls zu vollbringen. Ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die Praxis der Agape erfordert, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche manchmal hintanstellen, um für andere da zu sein.
Die Praxis der Agape hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Empfänger dieser Liebe, sondern auch auf den Geber. Sie fördert persönliches Wachstum, erweitert unser Verständnis von Mitgefühl und stärkt unsere Fähigkeit zur Empathie. Indem wir uns in dieser Form der Liebe üben, entwickeln wir auch ein tieferes Verständnis für uns selbst und die Welt um uns herum.
Valentinstag neu gedacht und neu gelebt: Eine Einladung
Vielleicht ist es an der Zeit, den Valentinstag neu zu interpretieren, als einen Tag der Liebe in all ihren Formen. Anstatt den Fokus ausschließlich auf romantische Gesten zu legen, könnten wir diesen Tag nutzen, um Dankbarkeit für alle Menschen in unserem Leben auszudrücken, die uns Liebe und Unterstützung geben. Lassen Sie uns den Valentinstag als Gelegenheit betrachten, um Liebe zu verbreiten, Mitgefühl zu zeigen, Großzügigkeit zu praktizieren und die vielfältigen Wege zu würdigen, auf denen Liebe unser Leben bereichert.
Was tun Sie heute, um Ihre Liebe, Ihre Dankbarkeit, Ihre Zuneigung, Ihr Wohlwollen Ihrem Herzensmenschen zu zeigen? Teilen Sie Ihre Ideen und Erfahrungen sehr gerne in den Kommentaren. Ich freue mich, wenn Sie meiner Einladung folgen!
6 Antworten zu „Valentinstag – neu gedacht“
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Liebe Pia das hast du wunderbar beschrieben und verständlich rübergebracht, wie andere Lehren in unseren Alltag integriert werden können.
Ich bin wie du der Meinung, dass jeder Tag, der Tag der Liebe sein sollte. Für jeden und immer.Herzliche Grüße von Anita
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Vielen Dank für die vielen Impulse rund um die Liebe und verschiedene Perspektiven zu diesem Thema. Ist es nicht ganz wunderbar, dass Liebe so vielfältig und bunt ist, sodass sie wirklich in unserm ganzen Leben wirken kann.
Liebe Grüße
Heiko -
Was für ein herzerwärmender Artikel.
Danke für diesen Beitrag, jetzt fühlt man sich nicht mehr so gestresst was den Valentinstag angeht 😀❤️lichst Tanja
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